August Friedrich Ernst Langbein

(6.9.1757 - 2.1.1835)

 

Der Zecher

 

Ich und mein FlŠschlein sind immer beisammen;

Niemand vertrŠgt sich so herrlich wie wir!

Steh' auch der Erdball in feindlichen Flammen,

Spricht's doch die zŠrtlichste Sprache mit mir:

    Gluck, gluck, gluck, gluck!

    Liebliche, schšne,

    Zaubrische Tšne!

Und sie verstehet der Mohr und Kalmuck.

 

Mancher vertŠndelt mit Weibern sein Leben,

Hšfelt und schmachtet und hŠrmet sich krank,

Denn auch den rosigsten Lippen entschweben

Oft genug Grillen und Launen und Zank.

    Gluck, gluck, gluck, gluck!

    Sagt nur die Schšne,

    Welcher ich fršne,

Und sie begehret nicht Kleider, nicht Schmuck.

 

Wann sich das Schicksal, mit Wettern gerŸstet,

Wider mich frohen Gesellen erbost,

Und mir den Garten der Freude verwŸstet,

Dann ist das FlŠschlein mein krŠftigster Trost.

    Gluck, gluck, gluck, gluck!

    FlŸstert die Treue,

    Und wie ein Leue

Trotz' ich dem Schicksal, und sage nicht Muck.

 

Ich und mein FlŠschlein wir scheiden uns nimmer,

Bis mir der Lustbach des Lebens verrinnt.

Und in des Schreiners verhasstem Gezimmer

Schreckbar ein ewiges Dursten beginnt.

    Gluck, gluck, gluck, gluck!

    Dich muss ich missen,

    Dorthin gerissen,

Unter des Grabsteins umnachteten Druck.

 

Sie nur, sie dursten nicht, die ihn erleben,

Den einst die Toten erweckenden Ruf.

Kšstlichen Wein muss es oben doch geben,

Wo er regiert, der die Reben erschuf.

    Gluck, gluck, gluck, gluck!

    Klingt es dort wieder;

    Himmlische BrŸder

Reichen mir einen verjŸngenden Schluck.

 

 

(S. 235 - 237, Gedichte dritter Teil,

 A.F.E.Langbein's sŠmmtliche Schriften,

 Stuttgart: J. Scheible's Buchhandlung,

 1835

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